MR Ostschweiz

"Wir stiegen ziemlich blauäugig in die Solarbranche ein"

Täglich kämpft er sich ein Stück näher an die Energiewende, um sich von den reichen Öl-Staaten loszureissen. Christian Wolf, Präsident des Maschinenrings Ostschweiz und Leiter Vertrieb der MBRsolar AG hat in den letzten 14 Jahren schon über 1000 Hofdächer mit Solarmodulen ausgestattet. Aus einer waghalsigen Idee ist eine Erfolgsgeschichte entstanden.

 

Die Landwirtschaft ist seit eh und je ein Lieferant von Energie, nämlich von gesunden Nahrungsmitteln. Eine andere Art von Energie, die des elektrischen Stroms für diverse Gerätschaften und Lüftungsanlagen, nimmt in den Sommermonaten auf den Höfen stets zu. Das Bewusstsein des wirtschaftlichen und nachhaltigen Handelns in unseren Köpfen ist stärker geworden. Warum sich also nicht den eigenen Strom vom Dach holen - unabhängig zu sein vom Energieversorger und von Strompreisschwankungen?

Mut zur Veränderung

Alles begann im Jahr 2006, als Christian durch den Verwaltungsrat aufgefordert wurde, die damalige MBR Thurgau zahlentechnisch auf Vordermann zu bringen. Der einstige Geschäftsführer ad Interim Hansruedi Osterwalder suchte zeitgleich nach einem geeigneten Nachfolger und fand diesen in Fabian Brühwiler, welcher gerade das Studium zum Ingenieur Agronom FH abschloss. Mit jungen 23 Jahren durfte er auf die Unterstützung des neu gewählten VR-Präsidenten Christian zählen. Zusammen bildeten sie fortan ein starkes Team mit gutem Unternehmergeist. Die Zahlen waren wirklich nicht sehr rosig anzuschauen und so prüften sie, welche Geschäftsfelder fortzuführen und welche abgestossen werden mussten.

Christian führte bisher mit zwei Kollegen einen grossen Betrieb mit über 150 GVE. Die Telefonleitung zwischen Fabian und Christian war ab dann des Öfteren mal für längere Diskussionen besetzt. Besonders als eine Ausschreibung des Elektrizitätswerkes, kurz EW Zürich ihre Aufmerksamkeit fand. Das EW suchte Standorte für die ersten Solaranlagen in der Schweiz, um den produzierten Strom in ihr Energienetzwerk einzuspeisen und so ihren Zielen der Nachhaltigkeit näher zu kommen. «Da sind wir mit dabei!» sagte sich Christian und meldete sich mit Erfolg an. Dass dieser Schritt klappte, hat wohl keiner richtig geglaubt. Ab dann ging es los mit den Fragen: woher beschaffen wir die Solarmodule, was sollten wir über Statik wissen, wie erfolgt die Einspeisung der produzierten Sonnenenergie in den Stromkreislauf und und und. 

«Wir waren damals ziemlich blauäugig unterwegs…» gibt Christian heute zu bedenken. Die Solarbranche in der Schweiz stand noch in den Kinderschuhen. Das Wissen über nachhaltige Solarenergie holten sich die Herren daher in Deutschland bei Messen, Seminaren und Kursen. Mit viel Selbststudium verbunden und learning by doing eigneten sie sich das notwendige Wissen Stück für Stück an.

Solarenergie für die Landwirtschaft

Nach der Erstinstallation begann die Nachfrage zu steigen und Christian verbrachte die Abende damit, bei Interessierten Beratungsgespräch zu führen. Irgendwann kam der Zeitpunkt, sich zu entscheiden. Christian: «Ich musste mich zwischen meiner Leidenschaft als Landwirt und meinem Wunsch etwas bewegen zu können, entscheiden.» Der Wille hat gesiegt und so liess er sich Vollzeit beim Maschinenring anstellen, um die Tochtergesellschaft MBRsolar AG aufzubauen. Der Zeitpunkt war ideal, der Trend zur Sonnenenergie schwappte auf die Schweiz über und noch heute wird der Maschinenring regelmässig aus der Landwirtschaft angefragt um eine Offerte zu stellen.

 

Auch wenn alles einfach klingt, das war es bestimmt nicht. Das finanzielle Risiko war beträchtlich. Die Solarmodule waren damals um einiges kostspieliger als heute. Die Kunden leisteten Vorauszahlung, bevor eine Bestellung abgesetzt wurde. Bewilligungstechnisch mussten auch einige Hürden genommen und Abklärungen getätigt werden. Dem Unternehmen fehlte die «eingeschränkte Installationsbewilligung», jedoch konnte auch keiner dieses Zertifikat ausstellen, weil der entsprechende Kurs dazu vom Starkstrominspektorat nicht stattfand. So hat die MBRsolar AG fleissig weiter auf den Dächern montiert, zeitweilen mit bis zu drei Montageteams parallel.

Kein Ende in Sicht

Heute läuft alles viel geregelter. Es gibt Erstgespräche, Broschüren, Offertunterlagen, eine Planung über das ganze Jahr und eine stattliche Anzahl Mitarbeitende im Solarinnendienst und in der Projektplanung. Noch ist kein Ende in Sicht, solange es noch freie Dächer gibt, ist das Potenzial der Sonnenenergie nicht ausgeschöpft. 

Das Erfolgsrezept des Maschinenringteams ist sicherlich, sich Zeit für individuelle Fragen und Anliegen zu nehmen. Da viele Mitarbeitende mit der Landwirtschaft vertraut sind, begegnet man sich auf Augenhöhe und versteht sich. Vertragszusagen werden mit einem Händedruck besiegelt, was heutzutage nicht mehr selbstverständlich ist.

 

Worauf ist Christian besonders stolz? «Es freut mich, in diesem Unternehmen etwas bewegen zu dürfen. Nach 15 Jahren zu sehen, dass wir von anfangs zwei Personen zu einem hübschen KMU gewachsen sind und einen stabilen Arbeitgeber für viele Familien darstellen, macht mich äusserst stolz. »