MR Wölflinswil
Wo noch Handarbeit gefragt ist
Jörg Bircher ist im Dorf Wölflinswil, oberhalb des Fricktales im Kanton Aargau aufgewachsen. Der ursprünglich gelernte Zimmermann wäre fast nach Kanada ausgewandert. Vor 14 Jahre lockte dann doch die Hofübernahme. Mit der eigenen Muni- und Pouletmast, weitläufigem Ackerbau sowie Zwetschgen- und Kirschbäumen führt er heute einen abwechslungsreichen Betrieb weiter. Trotzdem schaufelt er sich sprichwörtlich noch Zeit frei, um für den MR beim Winterdienst anzupacken.
Sein Vater Moritz war 1991 die treibende Kraft, um den MR Wölflinswil zu gründen, damals noch mit dem Hauptfokus auf die Maschinenvermittlung. Die Ausleihe von Gerätschaften ist heute nicht mehr so präsent wie anno dazumal. Auch gab es eine Phase, in welcher die MR-Aktivitäten stark zurück gingen. Im Jahr 2015 hat sich Jörg entschieden, im MR Vorstand mitzuhelfen. «Mir war wichtig, die Landwirte wieder vermehrt zum Zusammenarbeiten zu bringen» erklärte Jörg seine Tätigkeit im Vorstand.
Mit der Anbindung des MR Wölflinswil an den Dachverband, wurde der MR wieder reaktiviert und die Mitglieder profitieren nun nicht nur von vergünstigten Einkaufskonditionen. Vielmehr wird der MR-Grundgedanke der «Gemeinschaft» beim MR Wölflinswil wieder gepflegt und geschätzt. Der MR Wölflinswil ist mit knapp 40 Mitgliedern zwar ein kleiner Ring, organisiert jedoch regelmässige Treffen, sogenannte «MR-Höck’s», bei welchen sich die Mitglieder gerne versammeln und austauschen. Auch Jörg nimmt an diesen Anlässen wann immer möglich teil.
Arbeitsmaterial für 50 Franken
Hektisch wird es bei Jörg manchmal im Winter, wenn es unerwartet schneit. Zusammen mit dem MR-Geschäftsführer Marcel Schmid und je nach Schneemenge 5-6 weiteren Landwirten muss der Schnee zügig weggeräumt werden. Dies betrifft Perronanlagen der SBB in der Region, welche via Grossauftrag vom MR (Schweiz) AG regional vergeben wurden. Der MR Wölflinswil konnte sich aber auch eigene Aufträge zur Schneeräumung der Gehwege bei Mehrfamilienhäusern erarbeiten.
Die Herausforderung? Alles Handarbeit - das Arbeitsmaterial ist keine teure Schneefräse, sondern die Männer nutzen robuste Winterschaufeln. «Es macht bei unseren Liegenschaften keinen Sinn, mit grossen Maschinen aufzufahren. Wir benötigen Handarbeit, was natürlich streng und nicht jedermanns Sache ist» bestätigt der 42-jährige Landwirt. Dafür kommt er so mit den Leuten in Kontakt und darf von spannenden Begegnungen berichten. Jörg schmunzelt: «An einem Standort bekomm ich immer ein persönliches Dankeschön mit einem Guetzli, wenn ich den Schnee weggeräumt habe.»
Die Hektik rührt daher, dass von vielen Leuten die Erwartungshaltung herrscht, bei jedem bisschen Schnee müsse dieser sofort entfernt werden. Gleichzeitig darf Jörg auf seinem Hof die Arbeit im Hühnerstall nicht vernachlässigen. Dies bedeutet dreimal täglich die Hühner kontrollieren, was mit jeweils 90 Minuten sehr zeitintensiv ist. Zum Glück hilft ihm im Notfall seine Frau Janine. Warum er sich diesen Stress antut? Jörg meint dazu: «Mir macht die Arbeit im Winterdienst mit meinen Kollegen Spass und es ist für uns ein lukrativer Nebenverdienst im Winterhalbjahr, auf welchen wir nicht verzichten möchten».